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Richard Kasper Orthuber


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BOBO

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Physiker Richard Orthuber wechselte 1947 bei Geheimdiensaktionen die Fronten

Bescheiden und unscheinbar - das war Richard Kasper Orthuber zweifellos. Doch der schmächtige, 1,73 Meter große Physiker mit Doktortitel spielte bei der geheimen Rüstungsforschung für die Nazis eine gewichtige Rolle: Er entwickelte beispielsweise Infrarotzellen für die Steuerung von Raketen. Seine Arbeiten waren den braunen Machthabern so wertvoll, dass sie ihn sogar vom Kriegsdienst freistellten.
Der gebürtige Leipziger, der in Stuttgart und Berlin Physik studierte, stieg 1935 mit 27 Jahren beim Forschungsinstitut der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft (AEG) in Berlin ein und arbeitete sich dort bis 1943 zum Vizedirektor des physikalischen Labors hoch. Als die alliierten Bomberangriffe zunahmen, wurde das Labor im Januar 1944 nach Neustadt bei Coburg ausgelagert - Orthuber stieg zum Laborleiter auf. Die AEG, neben Siemens der wichtigste deutsche Elektronikkonzern, hatte schon frühzeitig nach Hitlers Machtübernahme auf Rüstungsproduktion umgestellt.
Orthuber blieb bis zum Oktober 1945 in Neustadt bei Coburg. Sein Bereich bei AEG umfasste die elektronisch-optische Forschung speziell für elektronische Spiegel sowie Arbeiten im Bereich Elektronenvervielfacher und Infrarot-Strahlung. 30 deutsche Patente nannte er sein Eigen, darunter für Photozellen und elektronisch-optische Systeme.

Wernher von Braun dabei

Die Amerikaner, die deutschlandweit sogleich nach Kriegsende systematisch Rüstungsbetriebe und Forschungseinrichtungen untersuchten, müssen wohl schnell Orthubers Fähigkeiten erkannt haben. Der Frontwechsel verlief reibungslos, der Kariere-Forscher ließ sich vom US-Geheimdienst im Zuge des "Project Paperclip" am 26. November 1947 in die Vereinigte Staaten holen, um dort Rüstungstechnologie für die Air Force zu entwickeln. Der Raketenexperte und SS-Offizier Wernher von Braun war wohl der bekannteste Deutsche, der den Sprung mit "Paperclip" über den Atlantik schaffte. Insgesammt profitierten mehr als 1500 deutsche und östreichische Wissenschaftler, Ingeneure und Techniker von dieser Geheimdienstaktion.
Orthuber ließ sich seinen Seitenwechsel mit einem Jahresgehalt von 6600 US-Dollar gut belohnen. So war er auf der Wright-Patterson-Luftwaffenbasis in Daytona/Ohio gut gelandet. Dort arbeitete er im Bereich "Forschung und Entwicklung" in einer Sektion mit acht anderen deutschen Wissenschaftlern für optische Projekte, um Instrumente für den Luftkrieg zu perfektionieren. Er entwickelte auch Raketen-Leitsysteme.
Die Amerikaner brauchten im aufziehenden Kalten Krieg deutsche Spezialisten, um beim Rüstungswettlauf mit der Sowjetunion vorne mit dabei zu sein. So spielten die früheren Mitgliedschaften des blonden Deutschen in diversen Nazi-Organisationen auch keine Rolle mehr. Er war von 1937 bis 1945 Mitglied in der Deutschen Arbeitsfront, in der "Wohlfahrtsorganisation" NSV von 1940 bis 1945 und im "Reichsluftschutzbund" von 1943 bis Kriegsende. In alle drei Organisationen, so beteuerte er, sei er von den Nazis hineingezungen worden. Und: Von 1928 bis 1934 war er auch Mitglied einer katholischen Studentenvereinigung.
Doch amerikanische Dienststellen beobachteten den gewendeten Nazi-Wissenschaftler recht kritisch. Die Bundespolizei FBI schickte ihre Agenten und ließ Orthuber befragen, ob er denn Kontakte mit Sowjets habe oder ob er etwas über Gegenspionage, Sabotage oder subversive Tätigkeiten wisse. Und die Agenten befragten Nachbarn, Kollegen und Vorgesetzte über den Mann aus dem fernen Deutschland. Hunderte Seiten, allesamt als geheim eingestuft, sammelten sich in Dossiers, die jahrzehntelang verschlossen in Tresoren schlummerten. Inzwischen sind die Geheimakten freigegeben - man konnte sie auswerten.
Am 25. April 1949 kam schließlich ein geheimer Bericht zu dem Ergebnis, es gebe keinen Hinweis auf eine Sicherheitsbedrohung der Vereinigten Staaten durch den Wissenschaftler. Seine Vorgesetzten beschrieben ihn als still, höflich und kooparativ - Informationen über kriminelles Handeln liegen nicht vor. Ein Sicherheitsbericht aus dem Jahre 1948 bezeichneten den Spezialisten als sehr stillen, unscheinbaren Menschen, der einen kleinen Freundeskreises habe und immer an seine Arbeit denke.
Nach dem Grund befragt, warum er nach Amerika wollte, antwortete er: "Ich erwarte, dass die Möglichkeiten in meinem Beruf, speziell in der physikalischen Forschung, hier viel besser als in Deutschland sind." Am 29. Oktober 1948 reisten auch seine Ehefrau Klara und Sohn Wolfgang zum Familienvater ins gelobte Land. Die amerikanische Staatsbürgerschaft ließ nicht lange auf sich warten. Nach seiner Arbeit für die Air Force wechselte Orthuber zum amerikanischen Konzern ITT, um dort offenbar ebenfalls für militärische Zecke zu forschen - diesmal ging es unter anderem um Nachtsichtgeräte.
Spurensuche in Neustadt bei Coburg. Unterlagen über Orthubers Aufenthalt während des Krieges liegen nicht vor. Er hatte in einer Fabrikantenvilla in der Eisfelder Straße 19 in der Nähe des Bahnhofes gewohnt. Sein Forschungslabor befand sich in den Hausser-Werken, die bis 1943 unter anderem Spielzeug hergestellt hatten. Unklar ist allerdings die genaue Örtlichkeit des Labors. Der Neustadter Gunter Dörr kann sich noch an das Ehepaar und dessen Sohn Wolfgang erinnern. Dörr: "Richard Orthuber war ein ganz schlanker Mann." Dörrs Eltern hatten noch Kontakte zur Familie in den USA.
Orthuber, der Zeit seines Lebens für die Rüstung gearbeitet hatte, starb am 20. Oktober 1998 im Alter von 90 Jahren im amerikanischen Städtchen Solvang, wo er seinen Lebensabend verbrachte, an Krebs. Einem Nachruf schrieb Lokalreporter Tom Schultz, dass er unter Albert Einstein in Deutschland Physik studiert habe. Der Jude Einstein hatte Deutschland 1932 verlassen und war dann nach Amerika geflüchtet - der von ihm offenbar mit ausgebildete Nazi-Wissenschaftler folgte 15 Jahre später.

"Moralische Grundsätze"

Orthuber sei ein Pionier auf dem Gebiet der Entwicklung von Nachtsicht-Geräten gewesen, berichteten seine Hinterbliebenen. "Das war seine Lieblingssache", erzählte Tochter Susan. Ihr Vater wäre glücklich gewesen zu hören, dass die örtliche Polizei mit diesen Nachtsichtgeräten Kriminalität bekämpft. "Er wollte Dinge, die für die Leute nützlich sind", schwärmte die Tochter naiv. Ihr Vater sei ein bekennender Katholik gewesen, "der hohe moralische Grundsätze hatte". Sohn Wolfgang sah es realistischer: "Er hat sich nie darüber aufgeregt, nichts anderes als Waffen zu entwickeln."

Quelle: Waffen für Nazis - und die USA! v. Peter Engelbrecht





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