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Überraschend: Gräber aus slawischer Zeit


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Mgrafzahn

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Überraschend: Gräber aus slawischer Zeit

Archäologische Funde an der Bundesstraße 5 bei Bredow lassen Rückschlüsse auf Bestattungsrituale zu



BREDOW Archäologen haben bei Ausgrabungen in der Nähe der Bundesstraße 5 bei Bredow ganz besondere Funde gemacht. Sie stießen auf die Überreste einer germanischen Siedlung aus dem vierten und fünften Jahrhundert und überraschend auch auf unbekannte Körpergräber aus slawischer Zeit. Hintergrund für die archäologischen Untersuchungen ist der geplante Ausbau der Bundesstraße 5 zwischen Nauen und Wustermark.

Bereits seit Jahrzehnten werden Keramikscherben an der Ackeroberfläche bei Bredow beobachtet. Sondierungen im Juli haben bestätigt, dass sich hier die Überreste einer germanischen Siedlung des vierten/fünften Jahrhunderts befinden. "Die Ausgrabungen erbrachten archäologische Strukturen, die überwiegend als Teile von Pfostengebäuden zu deuten sind", erläutert Sabine Eickhoff vom Landesamt für Denkmalpflege. Die Keramik lasse Parallelen zu Fundstücken eines in den 1930er Jahren auf dem "Bärhorst" bei Nauen ausgegrabenen germanischen Dorfes erkennen.

Daneben deckten die Archäologen einige wesentlich ältere Siedlungsspuren auf: So konnten Gruben und Keramikscherben aus der Zeit der Linienbandkeramik - etwa 5000 Jahre vor Christus - geborgen werden. Diese Funde sind einer der bislang seltenen Nachweise für die Anwesenheit der frühesten Ackerbauern und Viehzüchter im Havelland.

Eine weitere Überraschung sind die bislang vom Fundplatz unbekannten Körpergräber aus slawischer Zeit.
Auf einer etwa 200 Quadratmeter großen Fläche wurde eine kleine Gräbergruppe von elf Bestattungen aufgedeckt. Reste von zwei weiteren Gräbern zeigten, dass sie am Anfang des 19. Jahrhunderts der Kiesgewinnung zum Opfer gefallen seien, so Sabine Eickhoff. "Die Beisetzung der Toten auf der sandigen Geländekuppe erfolgte nach einem bestimmtem Brauch.

In fast reihenförmig angeordneten, annähernd rechteckigen Grabgruben lagen die Verstorbenen auf dem Rücken, meist mit seitlich an den Körper gelegten Armen. Der Kopf wies in sieben Fällen nach Südwesten, je einmal nach Westen und Nordwesten und zweimal nach Nordosten. Särge sind nicht erkennbar, jedoch zeigt ein Grab Spuren eines Holzeinbaues aus Brettern", erläuterte sie.

In einem weiteren Grab deuten parallel entlang der linken Körperseite aufgereihte Steine auf die Verwendung eines Sarges, der aus einem Baumstamm gefertigt wurde. Ein Toter könnte zur Bestattung in ein Tuch gewickelt gewesen sein.

Mehrere Befunde erlaubten Rückschlüsse auf den Bestattungsritus: So deuteten Holzkohlespuren in den oberen Verfüllschichten einiger Gräber darauf hin, dass die vom späten siebten bis zur Mitte des zehnten Jahrhunderts übliche Sitte der Brandbestattung in rituellen Totenfeuern fortgesetzt wurde. Holzkohlestückchen, angebrannte Tierknochen und vom Feuer zerglühte Steine in einer kesselförmigen Grube ließen eine Speisenzubereitung am Grab vermuten.

Bei den Bestatteten handelt es sich nach Aussagen der Archäologen um Erwachsene; nur in einem Grab ist ein Kind oder Jugendlicher bestattet. In einem Grab fanden sich zudem einzelne Knochen eines Kleinkindes. Die Skelette sind durch den kalkhaltigen Boden recht gut erhalten und erlauben Untersuchungen zu Alter, Geschlecht und eventuellen Krankheiten der Toten.

Archäologin Ursula Uhl macht noch auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: "Bemerkenswert ist die gegenüber anderen Nekropolen relativ reiche Ausstattung der Toten mit Metallbeigaben, die sich in acht der elf Gräber fanden.

Dies spricht für eine wirtschaftlich starke Position und herausgehobene Stellung der hier bestattenden Bevölkerungsgruppe." Fünf Gräber enthielten Eisenmesser, zwei davon zudem verzierte bronzene Beschläge für Messerscheiden. Aus vier Gräbern stammen vier silberne und ein größerer bronzener Schläfenring.

Schläfenringe wurden im frühen Mittelalter an einem Band befestigt als Kopfschmuck getragen. Ein Grab wies neben zwei silbernen Schläfenringen einen bronzenen Fingerring und eine kleine halbe Silbermünze auf, die als "Zehrpfennig" zwischen den vorderen Schneidezähnen in der Mundhöhle steckte. Dabei handelt es sich um eine Art Wegegeld für den Übergang in das Totenreich.

Die in den Gräbern geborgenen Funde erlaubten eine Datierung des Friedhofes: Die Beisetzungen seien im elften bis zwölften Jahrhundert erfolgt. Eine spätslawische Siedlung dieser Zeit wurde unlängst etwa 500 Meter entfernt auf der angrenzenden Gemarkung Wernitz am Vorwerk Niederhof neu entdeckt. Ein Zusammenhang mit dem slawischen Friedhof ist denkbar.

Wie Joachim Wacker vom Landesamt für Denkmalpflege mitteilte, sollen Teile der Funde im Pauli-Kloster Brandenburg gezeigt werden. MAZ

Quelle: http://www.maerkisch...9/1#seitenliste





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