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Der Kamisardenkrieg 1702-1710


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Alma

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Nachdem alle Reisevorkehrungen getroffen waren und unser Fahrzeug beladen war, stellte ich fest, dass da noch genuegend Platz fuer ein '54 er NSU-Quickly war, welches ich ebenfalls mit auf die Reise genommen habe (Bild folgt). Ziel der Reise war im allgemeinen mehr ueber den sogenannten Kamisardenkrieg in den Cevennen zu erfahren und im speziellen die Herkunft eines meiner Ahnherrn namens "Jean de Bancels" herauszufinden.

Zunaechst moechte ich einmal kurz zusammenfassen, um was es bei diesem Kamisardenkrieg eigentlich ging und warum ueber diesen, obwohl geschichtlich und militaerisch durchaus interessant, sehr selten geschrieben oder gesprochen wird:

Das Edikt von Nantes, unterzeichnet von Koenig Heinrich IV. am 13.04.1598, raeumte den franzoesischen Protestanten halbwegs Glaubensfreiheit ein. Dies erfolgte nach jahrzehntelangen, blutigen Verfolgungen wie beispielsweise der sogenannten "Bartholomaeusnacht".

Am 18.10.1685 erfolgte durch den Koenig Ludwig XIV. durch das Edikt von Fontainebleau der Widerruf des Edikts von Nantes mit der Folge, dass die franzoesischen Protestanten ihrer saemtlichen Rechte beraubt wurden. Viele Hugenotten sind zu dieser Zeit aus Frankreich gefluechtet um in anderen Laendern wie bsp. der Schweiz, Baden, Wuerttemberg, Preussen oder gar England heimisch zu werden. In den Cevennen wurde der protestantische Gottesdienst an einsamen Orten (Bild1) abgehalten, welche als "désert" (désert = Wueste) bezeichnet wurden und dort bahnte sich schliesslich etwas an, welches heute als Kamisardenkrieg bezeichnet wird und was als erster neuzeitlicher Guerillakrieg gilt. Kamisarden wurden diese protestantischen Kaempfer genannt, weil sie weisse Hemden (chemise = Hemd) trugen. Die beruehmtesten Fuehrer hiessen "Rolland" und Jean Cavalier (Bild2).

Jetzt werden sich bestimmt manche Leute fragen, was an dieser "Rebellion" so interessant sein soll und was uns ausgerechnet diese heutzutage noch zu interessieren hat. Meine Antwort: "Eigentlich recht viel....."
Waren doch zu alter Zeit bis zu 25% des preussischen Offizierskorps hugenottischer Abstammung. Da diese Einwanderer in der Bevoelkerung aufgegangen und verschmolzen sind, waere es durchaus interessant zu erfahren, wieviele Menschen in Deutschland heutzutage Hugenottenblut in sich haben, ohne dies ueberhaupt zu wissen. Ein anderer Punkt ist der, dass diese Art von Pogrome und "lettre de cachet" (Bild3) an die nationalsozialistischen Pogrome erinnern, worauf ich mich aber nicht einlassen kann ohne politisch zu werden. Desweiteren haben diese 2.000 Kamisarden die militaerische Leistung erbracht, bis zu 25.000 Soldaten des Koenigs ueber Jahre in Schach zu halten. Die Maquisards (= Résistance, Widerstand gegen die Deutschen) im zweiten Weltkrieg haben sich auch sehr oft die Kamisarden zum Vorbild genommen. Der Kamisardenkrieg war ein reiner Glaubenskrieg und wer sagt, dass dies keinen Bezug zur Jetztzeit hat, spricht die Unwahrheit. Gerade heute, am 10.07.2007 (!!) stand in der Zeitung, dass der Papst, und somit die katholische Kirche, die protestantische "Glaubensgemeinschaft" nicht als Kirche anerkennt. Soviel zur "Oekumene"! eplus2.gif
Es ist noch zu bemerken, dass der eigentliche Kamisardenkrieg zeitweise paralell zum spanischen Erbfolgekrieg erfolgte, welcher aufgrund seiner verschiedenster Kriegsschauplaetze fast schon als der erste "Weltkrieg" der Neuzeit angesehen werden kann.

Mein Urahn Jean de Bancels ging nach seiner Flucht aus den Cevennen nach Preussen, hat sich in der preussischen Armee zum Major hochgedient, eine Preussin geheiratet und mit ihr Kinder gezeugt. In Preussen ist er auch am 17.07.1747 gestorben, nachdem er vom preussischen Koenig am 10.07.1738 sein Indigenat erhalten hatte.

Recherchen diesbezueglich beginnt man am besten im "MUSEE DU DESERT" (Bild4), da sich dieses als Museum des Protestantismus in Frankreich versteht und auch die breitgefaechertsten Unterlagen besitzt. Punkto meines Ahnherrn hat man mich dort angelaechelt und mir mitgeteilt: "Ja, Ihr Ahn war Kamisard und er war auch von hier aus der Gegend. Nur festzustellen, wie dieser tatsaechlich hiess, duerfte ein Problem darstellen, da "Bancels" ein "surnom" oder ein "Kampfname" war, dessen sich verschiedene Cevennenkrieger bemaechtigten. "Bancels" ist die Bezeichnung fuer die Steinterassen hier in den Cevennen."

Nachdem ich mit den Damen und Herren dort nochmals meine Papiere gesichtet hatte, kamen wir gemeinsam zu dem Schluss, dass es nur noch eine Moeglichkeit gaebe, die Identitaet meines Ahnherrn herauszufinden, naemlich, in einem der Papiere steht vermerkt, dass seine Schwester mit einem Marquis de Ribaute aus Alès verheiratet gewesen sein soll. Einer der Mitarbeiter des Museums machte mich darauf aufmerksam, dass es ganz in der Naehe von Alès ein Ort namens Ribaute mit einem zugehoerigen Schloss de Ribaute geben wuerde. Er machte mir einen Plan, wie ich selbiges finden koenne, bemerkte aber auch, dass das Schloss in Privatbesitz sei.

In Ribaute, vor dem Schloss angekommen traf ich sogleich auf die jetzige Eigentuemerin des Schlosses, welche aber zunaechst - gelinde gesagt - von meinem Anliegen nicht gerade begeistert war. Erst als ich ihr durch das geschlossene Gitterportal meine beglaubigten Dokumente durchreichte, taute sie auf und sagte mir sogleich, dass wenn dieser Marquis de Ribaute aus meinen Papieren nicht ein Ahnherr von ihr waere, so waere er zumindest ein naher Verwandter, da das Schloss seit einigen hundert Jahren im Besitz der Familie sei. Sie hat dann in meinem Beisein ca. 1,5 h ihre Bibliothek und ihr Privatarchiv durchsucht, allerdings ohne fuendig zu werden. Danach musste ich zurueck zum Hotel, wo mich meine Familie schon sehnsuechtig erwartete. Beim Abschied versprach sie mir, sich um diese Angelegenheit zu kuemmern.

Nach meinem Aufenthalt in den Cevennen wieder zu hause, fand ich sogleich eine eMail der Eigentuemerin des Schlosses mit dem Vermerk, dass sie betreffend meiner Forschungen auf einer Spur sei. Nur belegt diese Spur, dass dieser Glaubenskrieg auch innerhalb einer Familie nicht haltmachte, denn der Marquis de Ribaute war --- katholisch. eplus2.gif

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