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Überraschende Entdeckungen


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Barbarossa-Junior

Barbarossa-Junior

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Hallo Zusammen

Überraschende Entdeckungen bei Sanierung

Gemünden: wird zu Ausgrabungsstätte

Weil die Gemündener Stadtkirche im Zuge ihrer Sanierung eine neue Heizung bekommen soll, haben die am Bau beteiligten Firmen den Fußboden aufgemacht - und sind nur etwa 40 Zentimeter tief auf eine romanische Mauer und etliche Gräber gestoßen. Seit zwei Wochen ist das Gotteshaus deswegen zu einer wertvollen Ausgrabungsstätte geworden.

Archäologe Dr. Jürgen Kneipp aus Fritzlar geht nach der Entdeckung der Mauerreste davon aus, dass schon vor dem Jahr 1000 eine Kapelle auf dem Platz gestanden hat. Damit müsste ein Stück Gemündener Stadtgeschichte neu geschrieben werden. Denn eine Kirche und ein Pfarrer werden bislang erstmals 1223 in einer Urkunde des Hainaer Klosters erwähnt. 1253 hat Gemünden die Stadtrechte erhalten. Frühere Nennungen aus dem achten Jahrhundert hält Kneipp für nicht gesichert.Die romanische Mauer ist etwa 80 Zentimeter breit und führt innerhalb der Kirche von Nord nach Süd. "Vermutlich war es eine kleine Kapelle, in der nur zehn bis 15 Leute Platz fanden", schätzt der Archäologe. Keramik wurde bislang nur wenig gefunden, lediglich ein einziges Teil. Dabei handelt es sich um einen Deckel mit einem Knauf, vermutlich für ein großes Vorratsgefäß. "Dieses Keramikstück hat mit Sicherheit gut tausend Jahre auf dem Buckel", sagt Kneipp. Außerdem haben er und sein Mitarbeiter Bernd Hoffmann ein winziges Stück Putz entdeckt, das auf einer Seite rot bemalt ist. Es ist nach ersten Schätzungen ebenfalls über tausend Jahre alt. "Es könnte also eine kleine Art Fachwerkkirche gewesen sein, die weiß verputzt und strahlend-rot bemalt war", erklärt Kneipp. Offen ist, ob der Putz aus dem Innenraum stammt. Im ganzen Grabungsfeld sind außerdem Holzkohle-Reste gefunden worden, die auf Brände hindeuten.Vor allem, dass so dicht unter dem Fußboden Funde entdeckt worden, überraschte die Experten. Dazu hat Guido Morsch eine Vermutung. Er ist für die Mauerarbeiten bei der Kirchensanierung zuständig. "Ich habe mich gewundert, dass es vom Eingang durch den Turm in den Innenraum einige Stufen nach unten geht. Das habe ich sonst noch nie gesehen", erklärt er. Die Experten gehen nun davon aus, dass die ursprüngliche Kirche etwa 60 Zentimeter höher gelegen war. Bei dem Umbau Anfang des 19. Jahrhunderts könnte die Kirche abgesenkt worden sein, aber die Gräber und die Mauer wurden dabei nicht beschädigt. "Die Mauerreste und die Knochen waren so gut konserviert unter der Erde", erklärt Kneipp.Damals wurde aus der spätgotischen Hallenkirche ein klassizistischer Saalbau nach Vorbild der damaligen Garnisonskirche in Kassel. Einen Gründungs-Stein mit der Jahreszahl 1661 haben die Experten in den vergangenen Tagen auch entdeckt, er ist auf das Jahr 1661 datiert. Sie ordnen ihn der spätgotischen Kirche zu. Der Stein soll restauriert werden und später eventuell in der sanierten Kirche ausgestellt werden.Überhaupt soll die Gemündener Stadtkirche nach ihrem aktuellen Umbau "Geschichte atmen", wünscht sich Pfarrer Hermann Noll. Am Nordportal hat Bernd Hoffmann ein mittelalterliches Pflaster entdeckt. Das könnte auf einem Stück freigelegt werden und darüber könnte man eine begehbare Glasplatte anbringen. "Aber solche Dinge müssen wir natürlich im Kirchenvorstand bereden", betont Pfarrer Hermann Noll. So oder so wird die umfassende Sanierung wohl nach den jüngsten Entdeckungen nun noch um einiges aufwendiger und wird den Kirchenvorstand und die Gemeinde noch länger beschäftigen."Es war unser großes Ziel, Weihnachten 2007 wieder in der Kirche feiern zu können. Aber diesem Zeitdruck müssen wir uns nun etwas entziehen", erklärt Pfarrer Hermann Noll. Generell hatten die Baufirmen wegen des milden Winters Zeit gut gemacht. Doch durch die archäologischen Untersuchungen kann sich nun alles hinauszögern. "Auch wenn wir Ostern 2008 in der Kirche feiern können, sind wir zufrieden", sagt Noll.Die Knochen und Skelette sollen laut Noll wieder unter der Kirche vergraben werden. "Menschen haben dort ihre letzte Ruhe gefunden, die sollen sie auch wieder bekommen", sagt der Pfarrer. Im Süd-Ost-Eck der Kirche sind die menschlichen Überreste entdeckt worden, neben einer zwei Meter breiten Mauer. "Hier wurde auf mehreren Ebenen bestattet", erläutert Kneipp. Die Gräber seinen auf keinen Fall neuzeitlich, sondern aus dem Mittelalter. Grabbeigaben sind allerdings nicht entdeckt worden."Die Bedeutung dieser Kirche ist sehr hoch", betont Kneipp immer wieder. Bei einem Rundgang um das Gotteshaus deutet er auf eine Wehrmauer. Sie umgibt die Anhöhe, auf der die Kirche steht. "Die geht bestimmt bis zu acht Meter in die Erde", erklärt Kneipp. Er sei sich "ziemlich sicher", dass Gemünden in Zeiten der frühen Christianisierung ein Stammsitz der Kirche werden sollte. "Denn so eine hohe Wehrmauer baute keiner um eine kleine Ortskirche herum", erklärt der Archäologe. Seine Untersuchungen gehen weiter.

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Auf eine romanische Mauer sind die Fachleute bei der Sanierung des Gemündener Kirche gestoßen. Das Foto zeigt (von links) den Maurer und Kirchen-Restaurations-Experten Guido Morsch, hockend den Archäologen Dr. Jürgen Kneipp, dahinter dessen Mitarbeiter Bernd Hoffmann, Pfarrer Hermann Noll, den Architekten Helge Schröder und Pfarrerin Christina Jung.

Bild und Textquelle: http://www.wlz-fz.de...en.asp?ID=26208

Gruß Barbarossa-Junior





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