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Sondeln in Sachsen

Begonnen von Sondler1813, 29.11.2008 - 16:31

# Dietrich

Dietrich
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  • 326

Geschrieben 27.08.2009 - 00:08

Hallo,

bin Sachse und auch neu in dem Forum, haue an der Stelle aber gleich mal heftig auf den Putz tong.gif

Ich habe mich in so verscheidenen Foren eingelesen und gerade im Fall Sachsen eine extreme Verunsicherung unter den Sondengängern festgestellt. Gerade in diesem Bundesland scheint man ja gleich standrechtlich erschossen zu werden, wenn man auch nur eine Sonde berührt. Hat sicher auch was mit der ganzen Vorgeschichte betreffs der Zusammenarbeit mit den Behörden zu tun.

Meine Meinung ist grundsätzlich die: Die Rechtslage unterscheidet sich überhaupt nicht von der in Bayern oder Hessen. Nur der GestzesTEXT ist härter. Das bedeutet aber überhaupt nichts. Denn wenn der mal hart auf hart vor Gericht verhandelt würde, wäre dieses Gesetz ein Fall für den Restmüll. Vergeßt bitte eines nicht: Es ist ein erklärtes Ziel der LDAs die Szene zu verunsichern. Und das scheint denen bei uns braven deutschen Michel-Bürgern auch zu gelingen.

Das ist so aber blabla, deshalb schreibe ich mal einen fiktiven Fall aus meiner Perspektive:

Nehmen wir mal an, jemand sondelt auf einem gerade gepflügten Feld. Es handelt sich nicht um ein Bodendenkmal oder Grabungsschutzgebiet (denn da versteht auch der Staatsanwalt keinen Spaß).

Nehmen wir weiter an, es gäbe einen ehemaligen Hundeführer, der es seinem Ego schuldig ist, neben seiner mickrigen Rente auch noch mal auf wichtig zu machen und ruft die Polizei. motz.gif

Was könnte passieren?

Also die Polizei schaut mit dem gewohnt professionellen Blick in euren Ausweis, macht einige Notizen und dann… als Polizisten, die die Sachlage kennen (nicht unbedingt selbstverständlich), verlangen sie mal die Durchsicht eures Rucksacks. O.k. Sonde ist nicht illegal, Grabungsinstumente erstmal auch nicht, Löcher sind soweit zwar nicht i.O., aber es ist ein Acker, das macht sie Sache schwierig.
Dann eure Funde: Bierdeckel, DDR-Mark, ein Kuhglöckchen aus dem 19. Jh. und... böse, böse, ein Dreibrüdertaler.

Solange ihr den nicht gefunden habt, hört die Geschichte hier auf. Wenn eure Freunde und Helfer euch nicht mögen, verliert ihr eure Sonde für ein paar Wochen und müsst vielleicht ein Verwarngeld (so 25€) zahlen. Das ist es gewesen.

Wenn ihr den gefunden habt (oder älteres), geht die Geschichte weiter, denn dann besteht nämlich dringender Tatverdacht.

Also: Sonde und Rucksack incl. Inhalt weg und... in den nächsten zwei Wochen mal Besuch vom Staatsanwalt bzw. seinen Lakaien (so gegen sechs Uhr früh).

Habt ihr jetzt noch mehr Taler zuhause oder nicht? Wenn nicht, endet die Geschichte mit einem durchaus peinlichen Besuch, aber sie endet. Wenn ihr Funde zuhause habt oder gehabt habt (und sich Spuren z.B. des Verkaufs auf eurem inzwischen beschlagnahmten Computer finden) geht sie weiter.

Denn dann gibt es mit Sicherheit ein Verfahren. Aber auch nur dann, wenn es sich nachweislich um etwas von verhandelbarem Gewicht handelt. Ansonsten zieht wohl der behauptete Straftatbestand mit Geldstrafe (wogegen man allerdings Einspruch einlegen kann, was dann aber auch zu einer gerichtlichen Verhandlung führt).

An dieser Stelle entscheidet es sich endgültig, ob ihr echte Kriminelle seid, oder nur die üblichen Noobs. Jeder Staatsanwalt würde ein Verfahren selbst im grausamen, postabsolutistischen Agust-der-Starke-lebt!-Sachsen wegen drei alten Münzen aufgrund von Geringfügigkeit abweisen, egal wie wichtig es dem LDA sein mag, euch auf dem Dresdner Neumarkt öffentlichkeitswirksam zu rädern. Das zeigen auch die Urteile der "großen" Fälle: Alles Vergleiche, nie wurde zuende verhandelt. Warum wohl? Die Fälle wären durch die Instanzen gegangen und am Ende hätte man evtl. das Gesetz umschreiben müssen. nene.gif

Kurz gesagt: Solange ihr nichts wirklich Wertvolles gefunden habt, habt ihr auch nichts wirklich Strafbares getan, auch wenn das in dem Gesetz so zu stehen scheint. Das Problem ist einfach, dass man es nicht gerichtlich verhandeln kann, auch wenn die Archis das bei jeder Sonde gepaart mit einem Klappspaten so sehen wollen. Es gibt kein Verfahren, weil ihr aus einem Acker drei Taler des 16. Jh. gezogen habt.

Die Sache ist nur: Ihr wollt doch was Altes und Wertvolles finden, oder nicht?
Wenn nicht, gebe ich euch den guten Rat: Nehmt eure Willy-II- Silbermark und laßt die Fibeln im Acker. Problem gelöst. Kein noch so drakonisches Gesetz kann euch dann was, auch nicht in Sachsen.

Wollt ihr die Fibel aber einpacken, kommt ihr in eine schwierige Lage. Zeigt man euch nicht gleich auf dem Acker an, könnt ihr das Teil ans LDA schicken. Tut ihrs nicht, riskiert ihr bei der evtl. das nächste Mal stattfindenden Hausdurchsuchung, einen allmählich gewichtigen Fall darzustellen. Wahrscheinlich ist eine einzige Fibel dazu zu lächerlich, aber eine kleine Kollektion oder ein nachweisbarer Handel (Handel ist eigentlich immer nachweisbar), gibt definitiv Ärger.

Deswegen ist die Fundmeldung für jeden die beste Möglichkeit, gewichtigen Strafen zu entgehen. Aber mit der Fundmeldung seid ihr ja auf dem Schirm des LDA-Sachsen und dann stellt sich die Frage:

Warum nicht gleich richtig legal sondeln?

So richtig gibt es eigentlich keinen Grund dagegen (es sei denn ihr seid echte Kriminelle). Naja, wenn man das erste Mal im LDA vorbeischaut, bemerkt man schon ein MASSIVES Mißtrauen (meine Erfahrung). Man macht eich schon UNMISSVERSTÄNDLICH klar, dass man euch eigentlich nicht braucht und es besser fände, wenn ihr das Hobby aufgebt.
verdaechtig.gif
Gebt ihr aber nicht und Misstrauen hin oder her, ihr habt sogar einen (in Hessen gerichtlich geklärten) Anspruch auf einen Genehmigung. Man wird den Besuch eines Kurses fordern, aber der ist wahrscheinlich eher eine Bereicherung. Und danach kann man sich seine dämlichen Felder genehmigen lassen. Wenn dann der Hundeführer kommt, zeigt man ihm die und sagt ihm, was für ein A…loch er im übrigen ist.

Und man kann allmählich mal damit anfangen, das Hobby in der Art zu betreiben, in der es richtig was bringt. Metallschnipsel aus der Erde klauben kann (fast) jeder, aber in ihnen zu lesen und allmählich in die irdenen Schichten der Geschichte zu schauen, das ist die hohe Kunst, die die Archies wirklich beherrschen. Und wenn man davon lernt und sich auf die Abläufe einläßt, wird man sicher auch Partner oder gar Freund.

Dann hat man wahrscheinlich mehr gewonnen, als von einem nahezu unverkäuflichen unter dubiosen Umständen gemachten Fund, der einem eigentlich nur schwer auf der Seele liegt.

So, meine Meinung.