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Die Mühle, das Gold und ich...


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7 Antworten in diesem Thema

  #1
Kini

Kini

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Ich habe die Geschichte schon vor längerer Zeit im DF gepostet, bin erst wieder darübergestolpert und denke dass auch hier der richtige Platz ist um davon zu berichten.

Außerdem erklärt sie vielleicht den Anfängern die Faszination die von diesem Hobby ausgeht. Wir alle gehen gerne auf die Äcker um mit Funden wieder heim zu kommen. Die Königin der Sondlerei ist aber halt immer noch die Schatzsuche.

Davon handelt mein Bericht:

Bei Recherchen zum 30 jährigen Krieg habe ich viele Ortschroniken gelesen. Manche verwiesen auf Ereignisse in einem anderen Dorf oder Einöde. Dann wird da eben auch noch gelesen. Irgendwann stieß ich auf folgende von mir verdichtet dargestellte Begebenheit.
Wir befinden uns in der Mitte des 30 jährigen Krieges. Das Chaos hat längst Deutschland erfasst und unorganisierte Haufen wilder Soldateska treiben sich im Land herum.

Inmitten dieses Chaos gibt es einen gut versteckt gelegenen Fleck in einem kleinen Tal. Es entspringt eine Quelle die einen werdenden Bach speist, der das Mühlrad der dort ansässigen Mühle dreht. Die Bauern die zu dieser Mühle wollen müssen den Weg genau kennen. Eine Serpentine führt hinunter die zwar nicht zu steil ist, die Höhe des Hangs aber dennoch reicht um einen direkten Blick von der Ferne auf die Mühle zu verwehren. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales gibt es keinen Zugang. Der mit Wald bewachsene Hügel ist mehr als 30 Meter hoch und fällt steil mit Felsen durchsetzt in Richtung Quelle und Mühle ab.

In diesem Idyll wohnt die Müllersfamilie. Zwei Söhne, eine Tochter, seine Frau der ganze Stolz des Müllers.
Gern zeigt er sich in den Kirchen der nahen Dörfer mit reich verziertem Rock an dem statt Knöpfen silberne Kreuzer vielleicht sogar Taler genäht sind. Die Leute sollen ruhig sehen dass er es sich leisten kann die Bauern gut für ihre Ernte zu bezahlen. So gewinnt man Kundschaft. Vielleicht aber auch Diebesgesindel, das weiß was man ihm "abknöpfen" kann.

Er hat viele grausame Geschichten gehört, Plünderungen Mord und Totschlag, doch bisher ist seine Mühle davon verschont geblieben. Vorgesorgt hat er trotzdem. In der Mühle hat er nur soviel Geld um die Lieferanten bezahlen zu können. Sein Erspartes und den Schmuck hat er in seinem Erdversteck im Wald unweit der Mühle und damit in Sichtweite versteckt.
Nicht zu tief, denn es könnte sein dass er schnell flüchten muss, dann kann er keine große Grabung machen. Nein keine 20 cm tief liegt die schwere Eisenplatte die sein mit Lehm und Mörtel ausgekleidetes Erdversteck abdeckt. Er war also vorbereitet falls es eng werden sollte.

So saß die Familie beim Abendessen, das Dankgebet wurde gesprochen als plötzlich Pferdegentrampel zu hören war. Verstecken konnte sich keiner mehr, alles ging rasend schnell. Schon schlug es an die schwere Eichentüre. Der Überlieferung nach waren es schwedische Reiter.
Er öffnete die Türe und sogleich stürmten mehrere Bewaffnete in den Raum. Beim Anblick der Müllersfrau zwinkerten sich die schäbigsten der Gesellen zu, zogen die Frau ins Freie und vergewaltigten sie vor den Augen der Familie.

Warum die Schweden dann die Mühle abbrannten ist nicht überliefert. Es könnte ein Druckmittel gewesen sein "Rück Dein Geld heraus oder wir brennen Deine Mühle nieder". Dem Müller war es schon egal. Seine geschändete Frau konnte sich irgendwann aus den Fängen der Männer befreien und war verschwunden. Die Kinder standen traumatisiert im Hof.
Wenn der meint dass wir jetzt hier ohne Beute wieder abziehen, dann hat er sich verrechnet, dachte sich einer der Schweden und setzt sogleich den roten Hahn aufs Dach der Mühle.
Bald brannte alles lichterloh.  Der Müller fand seine Frau einige Stunden später erhängt an einem Baum. Sie hatte mit dieser Schande nicht leben wollen.Der Müller verkroch sich mit seinen Kindern erst mal im Wald. Die Nahrung war karg. Wurzeln und als Fleisch ab und zu eine Ratte. Es ging nur ums Überleben. Ein paar Wochen durchhalten bis die Luft wieder rein ist. Dann das Geld nehmen und abhauen. Jetzt ist das alles zu gefährlich.
Hier setzt die Überlieferung wieder ein.
Der Vater und seine Kinder starben der Reihe nach in ihrer Erdhöle an der Pest. Die Szenen die sich dabei abspielten mag man sich nicht vorstellen.



Die Sonne knallt durch die Scheiben meines Autos. Ich bin auf dem Weg zu einer alten Mühle. Eine Mühle die im 30 Jährigen Krieg abbrannte und danach wieder aufgebaut wurde und in diesem Bauzustand heute noch besteht. In meiner Hosentasche habe ich eine Musketenkugel. Eine dieser Dinger die einem Sondler keine Freude mehr machen, einem Nichtsondler aber ein Stück greifbarer Geschichte bietet.

Ich habe einen Termin beim heutigen Besitzer der Mühle. Wir hatten einen netten Mailverkehr. Eigentlich ist alles besprochen. Wir wollen der Umgebung ihre Geheimnisse entlocken. Bleiplomben, Knöpfe, Kleingeld, altes Werkzeug einfach alles was halt so kommt.
Zuerst fahr ich an der Zufahrtsstraße der Mühle vorbei. Das sieht echt niemand der es nicht weiß. Ich fahre die Straße runter die heute keine Serpentine mehr ist sondern eine mäßig steile Abfahrt darstellt.
Ein echter Hohlweg, tief eingeschnitten, baumdicke Wurzeln hängen vom Wasser freigespühlt am Hang.
Ich bin schon von dem Weg beeindruckt, Laubbäume bilden einen grünen Himmel über mir. Der erste Schatten seit der Abfahrt von daheim. Ich habe Urlaub, es ist ja Pfingsten 2014 und da gönnt man sich mal zwei Wochen Auszeit. Auto geparkt und Richtung Mühle gelaufen. Wir sehen uns gegenseitig an und jeder weiß sofort dass er mit dem Anderen kann. So muß es sein. Die Mühle ist beeindruckend. Mit meinen 1,91 mtr. reiche ich bis zum ersten Stock. Um in die Mühle zu gelangen muß ich fast auf den Knien durchrutschen.
Es ist alles ein Rausch aus handgehauenen Bälken, gekalkten Lehmwänden, Eisenbeschlägen und knarzenden Treppen. Und der Geruch erst. Da liegt Geschichte in der Luft. Man kann sie atmen und schmecken. Morgen gehts los.

Ein Männlein steht im Walde. Hütchen auf - ein Neues sogar - hab ich mir vor zwei Tagen gekauft. Original Australischer Busch Ranger Hut. Wolle und Toptragekomfort dazu ein Khaki Hemd und ne kurze Khaki Hose. Sieht das jetzt cool aus oder wie ein Indiana Jones für Arme? Ich entscheide mich für cool und um das zu unterstreichen hau ich mir noch eine Zigarette ins Gesicht. Es geht los.

Das erste Signal! Ich grabe und finde nix. Das gibts doch nicht. Wo ist das Teil. Neben dem Loch liegen 2 Steine. Das kann doch nicht sein. Einer davon gibt ein Buntmetallsignal. Das ist ja interessant. Mein Blutdruck steigt. Es ist ein kleines Kästchen. Ich schüttle es, was ist wohl drin? Ich nehme das Kästchen gehe zum Besitzer der Mühle. Er macht große Augen. Die Spannung steigt. Er bringt einen Schraubenzieher und ich mach es auf. Ein paar Hitler Münzen und Nähzeug.

Nach einer weiteren Stunde habe ich nur alte Dosen und Müll gefunden. Dann ein starkes Signal. Ich grabe und stoße in 20 Zentimeter auf eine Steinplatte. Ich wische mit der Hand drüber. Noch habe ich nur etwas mehr als zwei Handbreit frei geschaufelt. Kreuz und quer laufen die Wurzeln drüber. Ich klopfe drauf. Es ist ein Hohlraum drunter. Ich kratze mit der Schaufel und Kalk blättert weg. Es ist keine Steinplatte, es ist eine massive Eisenplatte. Mir schießt das Adrenalin in die Adern. Ich steh auf und zünd mir Eine an.

Tief ziehe ich den Rauch in die Lunge und folge mit den Augen dem ausgestoßenen Qualm ins Blätterdach des Waldes.
Ein erhabenes Gefühl, die Vorfreude auf das was dort verborgen liegt macht mich hellwach.
Der Wald ist grüner als er vorher war, der Himmel blauer, die Vögel singen lauter. Ich bin am Ziel. Unter mir liegt ein Erdversteck. Im Wald ins Sichtweite zur Mühle. Vor 5 Minuten hatte ich noch Durst. Jetzt nicht mehr. Ich schwebe förmlich aus dem Wald in Richtung Mühle. "Das musst Du gesehen haben, das machen wir gemeinsam auf", sage ich zum Besitzer der Mühle. Mir ist es wichtig die Platte gemeinsam zu öffnen. Denn wenn Gold oder Schmuck darin sind, brauche ich einen Zeugen, der die Menge bezeugt und wer ist da besser geeignet als der Mann mit dem ich den Fund teilen werde?

Wir stehen über der Teilweise freigelegten Eisenplatte. Mit dem Spaten und mit den Händen lege ich sie bis an die jeweiligen Ränder frei. Dann hebe ich sie auf. Rund und ausgemauert und leer.
Aber war das Loch wirklich leer? Nein war es nicht, denn es lag eine Geschichte drin. Eine Geschichte die ich mir auf dem Nachhauseweg zu meiner Familie ausgedacht habe:

Als er die Serpentine runter kam stockte ihm der Atem. So schlimm hatte er sich das alles nicht vorgestellt. Die schwarzen Balken, die eingestürzten Mauern all das machte einen trostlosen Eindruck auf ihn.

Ein Jäger hatte ganz in der Nähe die tote Familie seines Bruders gefunden. Dahin gerafft vom schwarzen Tod. Wär er doch nicht mit seiner Familie damals so weit weggezogen, er hätte vielleicht helfen können. Oder auch nicht, denn gegen die Pest war kein Kraut gewachsen. Als er seinen Bruder den Müller das letzte mal vor mehr als einem Jahr gesehen hatte, hatte dieser eine Karte dabei. Eine Karte mit dem Weg zum Versteck seiner Ersparnisse. Sie vertrauten sich seit ihrer Kindheit blind und so war es für ihn kein Problem das Geheimnis seines Bruders für sich zu behalten.
Jetzt war er tot und es kam die Zeit das Vermögen zu holen. Der letzte Wille seines Bruders sollte vollstreckt werden. Es kommt zum richtigen Moment. Die Kleider seiner Kinder hängen in Fetzen vom Leib und seine Frau ist so abgemagert dass er Angst hat sie zu verlieren. Er braucht nicht lang die eingezeichnete Stelle zu finden. Er gräbt und hebt die schwere Eisenplatte auf. Er ist glücklich. Damit wird seine Familie nie mehr Hunger leiden müssen. Sorgfältig deckt er das Versteck wieder ab und macht sich auf den Heimweg.

Ich sitz wieder im Auto und denke über das Ende der Geschichte nach.
Man mag mich einen Phantasten nennen oder einen Spinner. Beides ist falsch.

Danke dass Du bis hierhin durchgehalten hast. Und lasst mir einen Kommentar zurück, würd mich sehr freuen.
Jürgen
 

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Erdling

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Bearbeitet von Trausnitz, 17.07.2016 - 02:01.

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