Inhalte aufrufen



Willkommen auf dem Bodenfundforum.com
Du bist nicht angemeldet oder registriert! Gäste können bei weitem nicht alle Funktionen des Forums nutzen. Bitte melde dich an oder klicke hier um dich kostenlos zu registrieren!
Profilbild

<Operation James Bond>

- - - - -

  • Dieses Thema ist geschlossen Dieses Thema ist geschlossen
Keine Antworten in diesem Thema

  #1
Conny

Conny

    Forenbesetzer

  • Mitglied
    • Mitglieds ID: 21
  • 4.102 Beiträge
  • Dabei seit 26-10 04
  • 80 Themen
  • 0
  • Geschlecht:Mann
  • Sonde:keine
Titel: Operation James Bond
Untertitel: Das letzte große Geheimnis des zweiten Weltkrieges.
Verlag: ECON
ISBN: 3-430-11959-6.
Autor: Christopher Creighton
Erscheinungsjahr: Deutsche Erstausgabe 1996



Der Befehl lautet: Holt das Ferkel nach London

Unter dem Decknamen <Ferkel> wurde Bormann angeblich bei der Operation "James Bond" bei den Briten geführt. Die großangelegte "Operation Bond" umfaßte 150 Personen. Ziel war es den Reichsleiter der NSDAP, Persönlicher Sekretär des Führers und Leiter der Parteikanzlei Martin Bormann aus dem von Sowjettruppen eingeschlossenen Berlin herauszuholen. Mittels Kanufahrt auf der Havel ist dies geschehen, so weiß der Autor Christopher Creighton in seinem Buch "Operation James Bond" zu berichten. Bei einer solchen Geschichte sind Zweifel angebracht. Erinnert sei an Conrad Kujau, professioneller Fälscher der Hitlertagebücher; auch bei dieser Geschichte stimmten wesentliche Fakten nicht.

Der "Focos" brachte in der Ausgabe 36 ein Interview und einen Beitrag zur Zeitgeschichte Herrn Creighton und sein Buch. Schon zu diesem Zeitpunkt waren berechtigte Zweifel an der Richtigkeit der Story vorhanden. Im Vorwort läßt der Autor die Leserschaft wissen, dass Sir Winston Churchill, Lord Luis Mountbatton, der Leiter der ultrageheimen Sektion "M", Major Desmond Morton und der Erfinder des "James Bond",Commander Ian Fleming, ihn zum Schreiben dieser, seiner Geschichte, ermuntert hätten. Aus heutiger Sicht der Dinge können wir sagen, das Creighton viele Ereignisse, einzelne Fakten und Biographien verschiedener Personen zu seiner eigenen im Buch dargestellten Geschichte vermischt hat. Halten wir uns an die Story und untersuchen einzelne Bestandteile dieser, auf ihre Glaubwürdigkeit.

Was hat es auf sich, dass der Chef der Sektion "M", Major Desmond Morton sein Taufpate sei?

Navy Commander Ian Lancaster Fleming, 1908 in Schottland als Sohn eines Millionärs geboren, schuf die Figur des Geheimagenten "James Bond 007". Während des Krieges wird er in die Dienststellung eines PA to the DNI (Persönlicher Assistent des Direktors des Marine Geheimdienstes Anm. K.H.= Conny) berufen. Der Direktor dieses Geheimdienstes, Konteradmiral John.H.Godfrey, wurde von Ian Fleming als Mister "M" verewigt. Da es sich hierbei um unumstoßliche Fakten handelt, müßte der im Buch von Creighton geschilderte Mister "M"/Major Desmond Morton demzufolge identisch mit Konteradmiral Godfrey sein.
Es ist bekannt, dass es einen Agenten als Taufpaten im Umfeld des Chefs des britischen Geheimdienstes SIS (Secret Intelligence Service), Steward Menzies, gegeben hat. Gemeint ist der Doppelagent Dusko Popov, alias Tricycle. Er war der Taufpate der Kinder des Ian Manzies, also des Bruders des Geheimdienstchefs. Der Bruder dieses Doppelagenten widerum ist Dr. Ivo Popov, welcher ebenfalls Taufpate war. In dem Fall des für Devisen Verantwortlichen des Amtes Ausland/Abwehr OKW, Oberst Indendant, Dr. Martin Toeppen.


Der Autor behauptet, dass er in Kanada von den Irocesen die Techniken des Anschleichen und Spurenlesen erlernt habe. Ian Fleming trat 1941 eine Reise nach Kanada an. Sinn und Zweck dieser Reise war es, auf dem Grundstück des Millionärs, Sir William Stephenson Techniken von Einsatzagenten kennenzulernen. Hierbei kann man wieder eine Parallele zur Fleming-Biographie erkennen.


Um hinter das Geheimnis des Buchautors zu gelangen, müssen wir uns einer weiteren von ihm geschilderten Geschichte zuwenden. Im Kapitel 2 schildert Creighton in anschaulicher Art und Weise sein Zusammentreffen mit dem Chef des Amtes Ausland/Abwehr OKW, Admiral Wilhelm Canaris. Der Leser erfährt, dass Alliierte Oberkommando, sein Chef Morton (eigentlich Konteradmiral Godfrey) und Sir Winston Churchill prüfen wollten, inwieweit ein Angriff auf einem von den Deutschen besetzten Kanalhafen (Bordeaux) möglich sei. Diese Aktion hatte von den Briten den Decknamen, Operation <Frankton> erhalten. Der Beginn der Operation war der 06.12.1942 unter dem Kommando von Major H.Hasler mit seiner durch ihn im Juli 1942 gegründeten Einheit, der sogenannten Royal Marine Boom Patrol (Sperr-Patrouillen-Einheit). Das war der Deckname der Truppe, welche Bestandteil der Royal Marines Combined Operations waren. Allerdings schildert er, Creighton dann eina ganz andere Operation, nämlich die, die im Zusammenhang mit der Landung eines alliierten Expetionskorps im August im Raum Dieppe steht. Gemeint ist die Operation <Jubilee>. Sein Anteil an der Aktion sei es widerum laut Befehl, der Deutschen Seite den Angrigffstermin zu verraten, um für die Allierten aus dieser Operation, die richtigen Rückschlüsse für spätere Landungsabsichten, speziell den sogenannten D-Day gewinnen zu können. Hierbei sei er nach einem Gespräch mit Canaris auf eine Kliff bei Dieppe gebracht worden; Canaris habe sich hinzugesellt und zwei SS-Leute haben eine Klaviersaite um seinen Hals gelegt. Das Ganze wird damit ausgeschmückt, das er Creighton die ganze Zeit während der Anlandung des Expetitionskorps von seinem erhöhtem Standort aus zugesehen habe. Die Zeit habe er genutzt, um insgesamt 300 Tode Kanadier und hiervon siebenunddreißig Leiber mit herrausquellenden Gedärm gezählt zu haben.


Was läßt sich aus dieser Schilderung hinsichtlich seiner Aussagen ableiten?
Aus der Biographie des Ian Fleming ist ersichtlich, dass dieser an dem Unternehmen Dieppe, gemeint ist die Operation <Jubilee> zusammen mit Angehörigen des RMSBSC (Royal Marine Special Boat Service Commandos) teilgenommen hat. Demzufolge wäre er, Creighton einmal Angehöriger dieses Kommandos und zum Andren Angehöriger der Royal Marine Boom Patrol bzw. Royal Marine Combined Operations. Welche Schilderung ist denn nun richtig, fragt sich der Leser? Fest steht zweifelsfrei, eine jede dieser geschilderten Operationen setzt vorraus, dass jeder Handgriff, jedes
Kommando und der gesamte Ablauf bis zur Ermüdung geübt werden mußte; dass heißt Monate intensives Training. Auf Grund der Vermengung zweier Operationen kann man schon den Schluß ziehen, mit der Wahrheit nimmt es Herr Creighton nicht sehr genau. Creighton war zum Zeitpunkt dieser Unternehmung gerade einmal 18 1/2 Jahre alt.

Für die Kommando Operation war er zwar alt genug, aber nicht für die Kontaktaufnahme mit Canris, welche in der geschilderten Form nie stattgefunden hat. Leider hat er bei seiner Schilderung ein wenig zu dick aufgetragen. Im jahr 42 bestand eine ganz konkrete Abgrenzung zwischen der Wehrmacht OKW Amt A/A. und GESTAPO (hier als Abwehrpolizei im Heimatgebiet) im Bereich der Nachrichtendienste. Kampfgebiet war Operationsgebiet der Wehrmacht. Alle Maßnahmen traf diese selbst, unter Einschluß der Abwehrmaßnahmen und der Bewachung. Hier hätten Angehörge der GFP die Bewachung durchführen müssen. Dazu hätte Canaris sich hartnäkig geweigert eine solche Quelle der SS zugänglich zu machen, bzw. diese zu beteiligen. Zum Andren wäre die Handlung befehlswidrig gewesen. Creighton baut bewußt auf die Unwissenheit seiner Leserschaft.

Das Buch wird im Handel als Sachbuch und Zeitgeschichte geführt und nicht wie üblich als Belletristik. Dezufolge nehmen auch Historiker ein solches Buch in die Hände. Es wäre für Autor Creighton empfehlenswert gewesen, hätte er sich ein wenig bessere Kenntnisse von der Arbeit der Nachrichtendienste und ihrer Aufgabenbereiche und Strukturen verschafft, dann wäre es sehr schwer geworden, seine Geschichte zu durchschauen.

Wenn man sich mit diesem Thema auseinandersetzt, stellt man schnell fest, dass es unterschiedliche Formen der Agententätigkeiten gibt. Um nur einige zu nennen die da sind: Zum Beispiel haben wir Einflußagenten; solche Personen werden im auszuspähenden Land entweder geworben oder in zeitraubender Arbeit aufgebaut. Eine weitere Form stellen die Doppelagenten dar, insoweit man durch sie Möglichkeiten der Beinflussung der Gegenseite erhält. Bestes Beispiel eines von den Briten während des II. WK umgedrehten Agenten ist Wulf Dietrich Schmidt, alias Harry Jonson, Agentennummer 3725 (von den Deutschen gewähltes Pseudonym) und von den Briten gewählter Deckname Tate. Alle von den Briten im Zusammenhang mit diesem Mann stehenden Unternehmungen wurden als <Ultra> (Höchste Geheimhaltungstufe) eingestuft. Er hat mit seiner Desinformation wesentlich zum Gelingen der Landung der Alliierten in Europa und anderer wichtiger Kriegsereignisse beigetragen. Neben diesen Formen der Agententätigkeit gibt es noch Einsatzagenten. Hier muß man unterscheiden, zwischen solchen für Spionage und Sabotage. Wobei die Letztgenannten hauptsächlich dem Minister für Wirtschaftskriegsführung unterstanden. Es waren Agenten der SOE (Special Operations Executive) unter Leitung von Major-General Sir Colin Gubbins. Dem Stab dieser Einheiten gehörten Angehörige der gehobenen Gesellschaftsschicht an, wie Anwälte, Journalisten usw. Nur eine Empfehlung verschaffte Einem die Mitgliedschaft in diesem Stab, genau so, wie für einem Club. Die eigentlichen Agenten wurden aus allen Bereichen der Gesellschaft rekrutiert. Von kleinen und großen Gaunern bis hin zu Kindern von Diplomaten und Prinzessinnen; alle Schichten der Gesellschaft waren vorhanden, aus aller Herren Länder. Die Agenten der Special Baot Service Commandos hatten ähnliche Aufgaben, aber speziell auf den militärischen Bereich zugeschnitten, wie die der SOE zu erfüllen. Hinzu kamen zu diesen Aufgaben noch die der miltärischen Spionage. Gründer und Chef dieser Einheit war Brigadier Dudley Clarke. Die Agenten für den Spionageeinsatz selbst unterstanden den einzelnen Nachrichten-und Geheimdienstzweigen. Diese besaßen ein wesentlich anderes Aufgabenprofil als solche für Diversion und Sabotage. Daneben gab es noch Schläfer (wurden erst auf Aufforderung hin aktiv) Funkagenten, Kuriere und viele Andere.

Auf Grund der Abgrenzung der Arbeitsgebiete lassen sich bedingt Rückschlüsse ziehen. Nicht immer wird zweifelsfrei gekärt werden können, welche Ereignisse, Fakten und Biografien er miteinander vermischt hat. Während des Krieges gab es in Großbritannien eine Einrichtung mit Namen Direktorate of Combined Operations, dessen Chef Lord Luis Mountbatton am 27.10.1941 wurde. Dieser Einrichtung unterlagen sämtliche Operationen an denen unterschiedliche Einheiten, Nachrichtendienste und Dienstellen beteiligt waren. darum wird es schwer sein, die Angaben detailliert nachzuprüfen, um festzustellen, bei welchen Einsätzen der Autor beteiligt war. Eine Ausnahme bilden die Operationen von Doublecross. Diese wurden von einem Team dem sogenannten Doublecross Commitee, unter der Leitung von Sir John Masterman durchgeführt. Aufgabe dieses Teams war es, alle Maßnahmen zur Täuschung des Gegners zu ergreifen und durchzuführen. Sämtliche wichtigen Agenten und Doppelagenten wurden von diesem Team selbst geführt.

Nehmen wir zur Beurteilung der vom Autor in seinem Buch getroffenen Aussage noch eine Weitere hinzu. Anhand der Schilderung folgenden Ereignisses des Cristoper Creightorn konnte ich seine Identiät exakt nachweisen. Creighton, so behauptete er, sei Anfang 1943 in ein Spezialeinheit mit dem Namen COPP (Comined Operations Pilotage Party) versetzt worden. Ziel dieser Einheit sei es gewesen, zu ergründen wie die Strandabschnitte im Bereich der Invasionszone beschaffen sind. Im Mai 1944 wird er angeblich mit dem Auftrag betraut, die Wehrmacht von der geplanten Landezone für den D-Day (Tag der Invasion im Rahmen der Operation <Overlord>) fernzuhalten. Hierbei kommt es zu einem Zusammentreffen mit General Feldmarschall Erwin Rommel am Sitz des Hauptquarteires der Heergruppe B, Schloß La-Roche Foucauld.

Exakt an dieser Stelle können wir ihn, den Autor mit den vielen Namen, der nachgewiesenen Lüge überführen. An der Operation <Fortitude>, so der Deckname für die Vorbereitung der Invasion in Frankreich hat er in der geschilderten Form nicht teilgenommen. Brigadier Dudley Clarke macht nach dem Desaster von Dünkirchen dem britischen Kriegsminsterium den Vorschlag zur Gründung einer Spezialeinheit. Diese nennt er Commandos; sie wurden Bestandteil der Navy und sind bis zum heutigen Tage in den Streitkräften vieler Länder vorhanden. Sinn und Zweck dieser Commandos war eine spezielle, sehr hart ausgebildete Truppe für Spezialaufgaben zur Verfügung zu haben. Das damalige Ausbildungsziel dieser Truppe bestand in der Erkundung und vorbereitenden Maßnahmen im Landegebiet der geplanten Invasion in Frankreich. Innerhalb dieser Commandos kommt es zur Formierung eines speziellen Stranderkundungs-Kommandos.
Chef diese Spezialkommandos ist Kapitän Nigel Clougston Wilmott. Diese Einheit ist nur unter höchster Geheimhaltung tätig. Zwei der Offiziere dieser Truppe werden von den Deutschen gestellt und es kommt Dank günstiger Umstände zum Zusammentreffen mit General Feldmarschall Rommel. Eigentlich verdanken sie es General Speidel, der sie nicht befehlgemäß exekutieren, sondern durch Rücksprache mit Rommel diesem vorführen läßt.

Beide Offiziere, George M. Lane und Roy Wooldridge wurden auf Grund der Fürsprache von Rommel in das Kriegsgefangenenlager Neuengamme eingeliefert und verblieben dort bis Kriegsende.

Der Buchautor schreibt über diese Zeit beim Stranderkundungskommando: Es war die glücklichste Zeit meines Lebens, diesem Kommando angehört zu haben.

Der Vergleich der Bilder brachte es an den Tag; Cristopher Creighton, alias John Davis, alias John Aisworth-Davis ist der pensionierte Colonel George M. Lane.

Die Presse hatte zwar von der Veröffentlichung in 96 Notiz genommen, aber durchschaut hatte sie ihn nicht. Da wurden dann die Mängel angeführt, wie Agentenjargon usw, oder der Stil kritisiert, was ja schön und gut ist, an Stelle sich den eigentlichen Fakten zu widmen.

Ich wünsche Euch noch eine gute Nacht und grüße Euch hallo.gif

Conny





Facebook Kommentare



Besucher die dieses Thema lesen: 0

Mitglieder: 0, Gäste: 0, unsichtbare Mitglieder: 0