Rischtisch Andy!!!!!!!
Vorsicht Fälschungen: Die Leica als Wertanlage ?
Mit der beabsichtigten Einführung der europäischen EURO-Währung flüchten sich einige Anleger in neue oder alte Sammlerobjekte, die eine Wertanlage versprechen.
Nicht nur das Fotografieren mit "Edel‑Kameras" sondern auch das Sammeln von Kameras kann eine teure Leidenschaft sein. Wohl einmalig ist die Zahl der Sammler, die bemüht sind, eine möglichst komplette Leica‑Sammlung oder herausragende Modelle zu besitzen. Seit fast 70 Jahren übt der Name Leica eine geradezu magische Faszination aus.
Daß der finanzielle Aufwand, in den Besitz manch seltener Stücke zu gelangen, in den letzten Jahren in fast schwindelerregende Höhen gelangt ist, mag auch ein Grund dafür sein, daß sich in letzter Zeit verstärkt Fälscher solcher Raritäten annehmen. Jeder der glaubt, in der Dunkelheit eines Flohmarkts ein goldenes "Schnäppchen" gemacht zu haben, wird enttäuscht sein, wenn er später feststellen muß, daß er eine Fälschung erworben hat: eine russische „Zorki“ – eine sehr gute Leica‑Goldfälschung aus den 30er bis 50er Jahren.
Zwar betrug der damalige Preis der Leica mehr als das Monatseinkommen eines Chefarztes (450 Reichsmark) ‑ heute dagegen wird für ein solches Exemplar im guten Zustand fast das hundertfache bezahlt!
Mit steigendem Wert tauchten bereits früh Kameras auf, die nachträglich "vergoldet" wurden. Ärgerlich für den Besitzer, sollte sich nachträglich herausstellen, daß es sich um eine Fälschung handelt. Seit ca. einem Jahr werden mehr und mehr Fälschungen von osteuropäischen Händlern angeboten, die immer als Basis eine russische "Zorki" haben.
Relativ leicht sind sie leider nicht zu erkennen. Der Laie weiß schließlich nicht wie die Fertigungsqualität von Leica in den 30er Jahren zu beurteilen ist und welche Gravuren echt sind.
Gerade die Kriegsleicas sind eine undurchschaubare Welt der Kriegswirren. Kriegsleicas aus dem Zweiten Weltkrieg für die Deutsche Wehrmacht sowie Kameras mit Sondergravuren für die Britische und Italienische Armee im Zeitraum von 1939 bis 1945 sind schwer als "echt" zu erkennen. Nach einem halben Jahrhundert sich die Nachforschungen nach der Originalität dieser raren Stücke äußerst schwierig, da verschiede Variationen und Modelle mit später vorgenommenen Gravuren und Kennzeichnungen an die Deutsche Wehrmacht, Heer, Luftwaffe, Marine sowie Sondereinheiten wie SS ‑ und an Kriegsberichterstatter ausgegeben wurden. Zum erheblichen Teil wurden werksseitig nur ganz wenige Kameras graviert, die genaue Stückzahl ist nicht dokumentiert. Erschwerend kommt hinzu, daß die von den verschiedenen Teilstreitkräften benutzten Gravuren nicht einheitlich sind. Es wurden mehr oder weniger willkürlich verschiedene Leica‑Modelle bei den militärischen Dienststellen verwandt ‑ typisch Kriegsproduktion. Die verschiedenen Gravuren wurden in den jeweiligen Dienststellen an den Kameras angebracht ‑ und dies in den unterschiedlichsten Schrifttypen und Ausführungen, an unterschiedlichsten Stellen der Kameras. All dies macht eine Originalitätsangabe in der Tat sogar unmöglich.
Einige Beispiele der Gravuren: Zwischen 1939 und 1945 wurden etwa 1.800 Leica IIIb und IIIc in Standardausführung und grau lackiert (Deckel, Bodenkappe und Vulkanitbezug) direkt an die Luftwaffe mit der Gravur "Fl" (Flieger) geliefert. Ab 1942/43 gab es mangels Chromteilen nur graulackierte Leicas. Sonderausführungen der Leica IIIb und IIIc mit kugelgelagertem Verschluß anstelle des Gleitlagers wurden für den russischen Kälteeinsatz (ab 1942/43) in den Leica‑Werken gefertigt. Diese Kameras wurden mit einem "K" neben der Seriennummer gekennzeichnet.
In der Regel wurde die weitaus größte Stückzahl der Kameras ab Werk an das Reichsbeschaffungsamt (heute heißt es Landesverwaltungsamt) in Berlin geliefert. Die Kameras wurden erst dort graviert und dann an die verschiedenen Teilstreitkräfte weiterverteilt.
Weitere Gravuren auf Leica Kriegsmodellen sind auf der Oberseite des Gehäusedeckels zu finden: "Heer", Reichsadler und Hakenkreuz, "M" (Marine), "K" (Kiel). Auf der Rückseite des Gehäusedeckels: z.B. "Luftwaffen Eigentum", "Heer", "Heer Eigentum". Geprägte, weiße Beschriftung auf dem Vulkanitbezug an der Rückseite z.B. "Luftwaffen-Eigentum", "Heer-Eigentum", "SS KB" (Kriegsberichter), "KB" (Kriegsberichter). Daß diese einmaligen Kameras auch bei den Kriegsgegnern gefragt waren, zeigt das britische Beispiel. Mangels Nachschub über die Londoner Leitz-Vertretung begannen ab 1940 die Britischen Streitkräfte über Anzeigen bei Privatpersonen und Händlern Leica-Kameras zu beschlagnahmen und diese mit Gravuren auszustatten, z.B. Kameras für die "RAF" (Royal Air Force) und die Royal Navy "A.P." (Admiral Pattern) oder "PATT". Vorsicht ist bei Kameras geboten, die Gravuren bekannter Nazigrößen tragen. Hier handelt sich garantiert um Fälschungen.
Erkennungsmerkmale der Fälschungen
Erkennungsmerkmale sind aber trotz der Wirren vorhanden, die eine Hilfe für den Laien-Sammler sein können: Der niedrige Preis, der Kaufort (meistens Moskau, Polen, die neuen Bundesländer, Fotobörsen und Flohmärkte), die allgemeine Ausführung und Verarbeitung (Messing hochglanzpoliert), die Gravuren, die grobe Ausführung der Einstellelemente, der laute Verschluß, die grobe Belederung und die angebotene Stückzahl (meist stehen mehrere Modelle zur Auswahl) - nicht das typische Leica-Feeling mit deutscher Qualitätsarbeit.
Es ist zu vermuten, daß hinter diesen Angeboten professionelle Fälscherwerkstätten stehen, die den Bedarf mit harten Devisen abdecken wollen. Schließlich gibt es immer noch Interessenten, die glauben, das Schnäppchen ihres Lebens in der morgendlichen Dunkelheit des Flohmarktes gemacht zu haben und ihre günstig erworbene "Leica" mit erhöhtem Pulsschlag verstohlen streicheln.
Die russischen „Zorki“-Kameras (und die identischen FED-Modelle) lassen sich mit relativ geringem Aufwand, durch den Austausch der Deckkappe aus Restbeständen, zur Leica fälschen.
Die Belederung ist sehr rauh und grob strukturiert, ähnlich der sogenannten Sharkskin-Belederung der Nachkriegs-Leica IIIc, die zwischen den Jahren 1946 und 1949 von Leitz mangels Materialnachschub verwandt wurde.
Ausführung und Art der Bedienungselemente: Diese sind grob strukturiert und unpräzise gearbeitet.
Auffallend ist die leitzuntypische Form des kegelförmig ausgeführten Auslösekranzes.
Die Objektivbrennweite wurde statt mit "f" und in "cm" bei der Fälschung mit dem Großbuchstaben "F" und in "mm" graviert.
Der Rückspulhebel trägt ein "B" statt "R".
Auffälligstes Kennzeichen der Fälschung: die Ledertasche. Hier wurde das russische Firmenlogo primitiv weggeschliffen und ein Brandstempel mit dem Leica‑Logo verwandt. Gute Arbeit an der "Hardware" ‑ aber schlechte Fälschung an der "Software".
Durchschnittlich werden für die Fälschungen zwischen 250 und 350 Mark verlangt. Ein Kommentar zur Echtheit wird beim Kauf vermieden.
Ein kurzer Rückblick auf Leica und das Leica-Format
Woher kommt der Name Leica? Nun, die größten Erfindungen resultieren ganz häufig aus ganz pragmatischen Überlegungen.
In den ersten Jahren der Lichtbildkunst waren Fotografen vornehmlich damit beschäftigt, ihre schweren Plattenkameras nebst Stativ und Dunkelkammer von Aufnahmeort zu Aufnahmeort zu schleppen. Diese Mühsal beflügelte einen Mann, nach einer völlig neuen Technik des Fotografierens zu suchen.
Seine Name war Oskar Barnack. Schon 1905 hatte er die Idee, das Negativ-Format zu verkleinern, um die Fotografien nachträglich zu vergrößern. Die technische Umsetzung gelang ihm als Entwicklungsleiter bei Leica erst zehn Jahre später. Der Amateurfilmer entwickelte aus einem Gerät für Belichtungsproben - ursprünglich für den Kinofilm gedacht - die erste Kleinbildkamera der Welt: die Ur-Leica.
Das heute immer noch gültige Kleinbildformat von 24 x 36 mm (auch als Leica-Format bekannt) ergab sich damals aus der einfachen Verdopplung des Kinoformats (24x18 mm). Erste Fotos von für damalige Verhältnisse hervorragender Qualität entstanden 1914, aber durch den ersten Weltkrieg verzögert, ging die erste LEICA (Leitz Camera) erst 1924 in Serie und wurde 1925 der Öffentlichkeit vorgestellt.
1996 wagte Leica den Gang an die Börse - ein Optimismus, der durchaus zu verstehen ist.
Bild 1:
Die "Gold‑Leica" ist eine russische Fälschung auf der Basis einer Zorki-Kamera (Zorki 1-Modell, 1949-1955), die kaum von Ihrem Original (Leica-LELUX) zu unterscheiden ist. Sie kann heute noch problemlos auf einem Berliner Flohmarkt (ca. 270 DM) erworben werden. Die schwarze Original-Leica II trägt die Seriennummer 174605 und stammt aus dem Jahre 1935 (Händlerpreis ca. 850 DM)
Bild 2:
Für den Laien ist das schwarze Original und die Gold-Fälschung identisch - sieht man einmal von der Ausführung ab. Erst wenn eine Orginal-Kamera des gleichen Baujahres vorliegt, sind kleine Unterschiede feststellbar: bei der Gold-Fälschung ist die Gravur etwas gröber, der kegelförmige Auslöserkranz, die Objektivbrennweite wird auf der Fälschung mit dem Großbuchstaben "F" und in "mm" angegeben.
Bild 3:
Auffälligstes Kennzeichen der Fälschung: die Ledertasche. Hier wurde das russische Firmenlogo primitiv weggeschliffen und ein einfacher Brandstempel mit dem Leica-Logo verwandt. Gute Arbeit an der "Hardware" - aber schlechte Fälschung an der "Software".
Bild 4:
Indiz für Original oder Fälschung ist auch der Herkunftsort. In letzter Zeit tauchen Leica-Fälschungen - von osteuropäischen Händlern angeboten - auf den Berliner Flohmärkten auf.