Aus Mangel an freien Feldern und schlechtem Wetter habe ich mich übers Wochenende mal an die Restauration eines Vorderladers aus den ehem. englischen Kolonialgebieten gemacht, den ich vor kurzem bekommen habe. (der untere)
Leider war der Originalzustand des guten Stückes nicht besonders ansehlich und auch der widerliche, dieselähnliche Geruch der undefinierbaren Lackierung sorgte im Familienkreis für „absolute Begeisterung“.
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Also, das Ding erst mal in seine Einzelteile zerlegt und die nichtmetallischen Teile, sprich den Schaft, für ne halbe Stunde in ein Wohlfühlbad aus edelsten Zutaten (heißes Wasser und Kernseife) und mit einer Wurzelbürste geschubbert bis der oberflächliche Dreck runter war.
Die Metallteile schwammen derweil erfolgreich in allerfeinstem Petroleum.
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Dann kam der spaßigste Teil der Restauration, den Schaft von der Farbe trennen. Den Versuch zu schleifen konnte ich gleich vergessen, die Farbe war einfach nur…. na ja.
Also hab ich mich entschlossen auf gute, alte Handwerksart mit einer Ziehklinge abzuziehen, was mir gute vier Stunden an Arbeit, einige deftige Hustenanfälle und den ein oder anderen Krampf in den Fingern bescherte. Man iss aber auch nix mehr gewöhnt.
Leider brachte der Farbschwund dann doch ein paar unschöne Überraschungen zu Tage( zwei verschiedene Holzsorten, geleimte Risse usw.) die man vorher nicht sehen konnte. Iss so ähnlich wie bei ner Römer-Münze vom Acker, man weis oft nicht wie der Zustand nach der Reinigung ist.
Na ja, da musste ich nun durch und irgendwann vor nem halben Jahrhundert, während meiner Holzwurm-Lehre, gehörte so was gelegentlich auch mit zum täglich Brot.
Anschließend hab ich den Schaft dann noch zweifach geschliffen, mit Beize wieder etwas gealtert und dann mit Antik-Wachs seidig zum Glänzen gebracht.
(leider gibt es von diesem Abschnitt keine Bilder, da mir die Speicherkarte abgekackt iss)
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Die Metallteile zu reinigen war dann nicht mehr so aufwendig, da sich der meiste Dreck im Petroleum gelöst hatte.
Kurz noch mal alles in Nitroverdünnung geschwenkt, mit Pinsel und Bürstchen gestreichelt und die Messingteile mit Schleifpaste in einen ansehlichen Zustand gebracht. Aber immer darauf bedacht, dass es sich um ein historisches Stück und nicht um ein Neuteil handelt.
Deshalb…. Die Macken und Flecken sind von mir so gewollt und zeugen nicht von fachlichem Unvermögen!!!
Anschließend das ganze wieder zusammengebaut, noch ein bisschen poliert und ab an die Wand, wo es mir jetzt mehr Freude bereitet als vorher.
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Ich hoffe der Bericht hat euch ein bisschen gefallen und den ein oder anderen inspiriert.
Für mich war es jedenfalls ein schöner Zeitvertreib und mal was anderes als olle Münzen und Fibeln polieren