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Für die Meteoritenbegeisterten

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Dietrich

Dietrich

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Für die Meteoritensucher hier, habe ich mal ein literarisches Schmankerl ausgegraben. Es ist ein Auszug aus Antoine de Saint-Exupérys „Wind, Sand und Sterne“. Wie in allen seinen Büchern geht es um seine Erfahrungen und Gedanken als Pilot. In diesem sind sie aber meines Erachtens am eindrücklichsten und tiefsten, deshalb meine Leseempfehlung für alle, die diesen Klassiker nicht kennen. Bald werden die Äcker wieder verschneit und hartgefroren sein, so dass man vielleicht für ein gutes Buch Zeit hat.

In Kapitel 5 „Das Flugzeug und der Planet“ schildert er im Abschnitt III eine seiner vielen Notlandungen, diesmal in der mauretanischen Sahara:

„Wir bewohnen einen Wandelstern. Manchmal zeigt er uns seine Herkunft; ein Teich, der mit dem Meer in Verbindung steht, läßt uns verborgene Verwandtschaften ahnen. Aber ich habe als Flieger noch mehrere dieser Arten kennengelernt.
An der Saharaküste zwischen Kap Juby und Cisneros überfliegt man von zeit zu Zeit Tafelberge in Form von Kegelstümpfen, deren Flächen zwischen einigen hundert Schritten und dreißig Kilometern schwanken. Ihre Höhe ist auffallend gleichmäßig und beträgt dreihundert Meter. Wie die Höhe, so ist auch ihre Farbe, die Bodenbeschaffenheit und die For des Abfalls die gleiche. Die Säulen eines alten Tempels, die aus dem Sande ragen, weisen die Spuren der zusammengebrochenen Fluchtlinie auf; gerade so zeugen auch diese einsamen Pfeiler von einer großen Hochfläche, die sie einst vereinigte.
In den ersten Jahren der Linie Casablanca-Dakar, als die Motore noch unzuverlässig waren, zwangen uns Motorstörungen, Nachforschungen und Hilfsunternehmungen oft, im Aufstandsgebiet zu landen. Sand ist aber tückisch; man hält ihn für fest und sinkt ein. Auch die alten Salinen, die so fest scheinen wie Asphalt und unter dem Schuh hart aufklingen, geben manchmal unter dem gewicht der Räder nach, und dann öffnet sich die weiße Salzkruste über einem tückischen Sumpf. Darum suchten wir nach Möglichkeiten auf den ebenen Oberflächen der Tafelberge zu landen, die keine tückischen Gefahren verbargen.
Diese Sicherheit danken sie dem Vorhandensein eines festeren, grobkörnigen Sandes, einer Anhäufung kleiner Muschelschalen. Oben sind diese noch ziemlich lose; wenn man aber einen der Grate herabsteigt, kann man beobachten, wie sie sich immer stärker verkitten. In der ältesten Ablagerung am Fuß der Bergmasse bilden sie schon reinen Kalkstein.
Zur Zeit, als Serre und Reine [Freunde Satint-Exupérys] bei den Aufständischen gefangen waren, ging ich einmal auf einem dieser Notlandeplätze nieder, um einen mauretanischen Unterhändler abzusetzen. Ehe ich abflog, schaute ich ihm aus, ob auch ein Weg da war, auf dem er hinuntergelangen konnte. Aber unsere Tafel endete überall in einem Steilabfall, der senkrecht in die Tiefe ging mit Falten wie ein Vorhang. Ein Abstieg erschien undenkbar.
Und doch blieb ich noch ein wenig dort, ehe ich aufstieg, um eine andere Landungsstelle zu suchen. Ich empfand eine vielleicht kindliche Freude, mit meinen Spuren ein Land zu zeichnen, das noch nie ein Wesen, Mensch oder Tier entweiht hatte. Kein Mauretanier hätte je diese Festung bezwingen können, kein Europäer hatte das Land durchforscht. Ich beschritt also völlig jungfräulichen Boden. Als erster ließ ich den Muschelstaub wie edles Gold von einer Hand in die andere gleiten. Als erster störte ich das Schweigen dieses Ortes. Auf diesem Block, der, wie eine Eisscholle, solange er steht, keinen Grashalm hervorgebracht hat, war ich wie ein vom Winde verwehtes Samenkorn, der erste Zeuge des Lebens.
Schon leuchtete ein Stern und ich sah ihn an. Ich dachte, wie die weiße Fläche, auf der ich mich befand, seit Hunderttausenden von Jahren nur den Sternen dargeboten war, ein fleckenloses Tuch unter den reinen Himmel gebreitet.
Da durchfuhr es mich wie ein Forscher im Augenblick einer großen Entdeckung: Ich sah auf diesem Tuch kaum zwanzig Meter vor mir einen schwarzen Kiesel.
Hier stand ich, auf einer dreihundert Meter dicken Schicht von Muschelschalen, die in ihrer gewaltigen Höhe als bündiger Beweis dem Vorhandensein irgendeines Steines widersprachen. Unten, in unterirdischen Tiefen, da mochten Kieselsteine schlafen, die von den langsamen Bewegungen der arbeitenden erde gehoben wurden. Aber welches Wunder ließ einen von ihnen zu dieser viel zu jungen Oberfläche steigen? Mit klopfendem Herzen hob ich meinen Fund auf: Ein harter schwarzer Stein von Faustgröße, schwer wie Metall und tropfenförmig…
Auf einem Tuch, das man unter einem Apfelbaum ausbreitet, fallen Äpfel – ein Tuch unter den Sternen kann nur Staub und Gestirn erhalten. Kein Meteor hatte je so eindeutig seine Herkunft dargetan wie dieser schwarze Stein.
Mir kam, als ich wieder aufsah, die Einsicht, daß von dem Himmelsbaum sicher noch mehr Früchte gefallen waren. Sie mußten noch an der Stelle liegen, wo sie hingefallen waren, denn seit Hunderttausenden von Jahren hatte sie nichts gestört. Sie gingen ja mit anderen Stoffen keine Verbindung ein. Ich machte mich auf die Suche, meine Vermutung zu überprüfen.
Und sie stimmte. Ich fand Steine, so etwa einen auf den Hektar. Alle sahen aus wie versteinte Lava und waren hart wie Diamanten und schwarz wie Kohle. Meine Felstafel war wie ein Niederschlagsmesser für fallende Sterne. Ich erlebte so gleichsam eine packende Zeitrafferaufnahme des langsamen Feuerregens, der aus dem Weltraum auf die Erde niedergeht.

Aintoine de Saint-Exupéry: Wind, Sand und Sterne [Orig.: Terre des Hommes]. Übers. Von Henrik Becker. 18. Aufl. Düsseldorf (Karl Rauch) 1999, S. 86 ff.

Für die Lesefaulen: Aintoine de Saint-Exupéry: Wind, Sand und Sterne. Audiobook, gelesen von Hans Otto. Düsseldorf (Patmos-Audio) 2003.

Euch allen gut Fund!





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