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Als kleiner Junge bin sehr viel mit meinem Opa durch die Wälder und Felder gewandert. Jedes mal wenn wir am Steinchesberg vorbeikamen hat er die Geschichte des Ritters wieder aufs Neue erzählt.
Sie lautet in etwa wie folgt:
Vor vielen Jahrtausenden geriet ein Ritter mit einem anderen Ritter in Streit. Beide kämpften gerade oben auf der Klippe des Steinchesbergs als der eine dem anderen mit einem riesigen Schwert den Kopf abgeschlagen hat.
Der Körper des toten Ritters fiel in die Tiefe. Der Sieger nahm den oben liegen gebliebenen Kopf seines Widersachers band ihn an sein Pferd und ritt eilig davon.
Der verweste Ritter lag hunderte von Jahren am Fuße der Klippen bis dort zufällig ein Bube vorbeikam. Er nahm das in der nähe liegende Schwert sowie einen goldenen Knopf an sich und ging heim zu seinen Lieben. Der Vater ging tags darauf mit dem Jungen zurück an diesen Platz. Sie konnten ihn aber nicht mehr wiederfinden.
So weit die Geschichte…
Bereits als kleiner Junge hatte ich mich für diese schaurige Geschichte fasziniert und ganzen Berg mit meinen Augen abgesucht in der Hoffnung noch den Dolch oder die Rüstung des Ritters zu finden. Ich hatte sogar ein winziges Leitungssuchgerät aus der Werkzeugkiste meines Vaters an einen Stock gebunden und bin dort auf „Schatzsuche“ gegangen - natürlich ohne Erfolg.
Die Geschichte kam mir die Jahre immer mal wieder in den Sinn. Als ich im Internet auf eine Seite mit professionellen Metalldetektoren stieß, ist mein altes „Schatzfieber“ neu erwacht.
Ich habe nicht lange gefackelt und mir gleich ein gutes Metallsuchgerät bestellt.
Als ich meinen neuen Metalldetektor zum ersten Mal in den Händen hielt, war ich wie im Rausch und total begeistert über die Möglichkeiten die solch ein Gerät bietet. Mit einem Lächeln musste ich an meinen damaligen „Leitungssucher am Stock“ zurückdenken. Wie naiv ist man doch als Kind.
Nachdem ich den neuen Detektor zunächst im Garten zur Probe ausgeführt hatte und sehr gut damit klar kam, habe ich mir für das kommende Wochenende vorgenommen in meinen Heimatort zu fahren.
Die ganze Woche über ging mir das bevorstehende Abenteuer nicht mehr aus dem Kopf. Wie würde es nach so vielen Jahren dort am Steinchesberg aussehen? Gibt es dort immer noch diesen geheimnisvollen Laubwald oder ist die Gegend heute von dichtem Gebüsch überwachsen? Ist er überhaupt noch zugänglich?
Mir kam kurz in den Sinn einen alten Schulfreund anzurufen und ihn danach zu befragen. Aber dann kamen mir doch Zweifel ob dies eine gute Idee ist und ich beschloß das Abenteuer ohne fremde Hilfe zu bestehen. Eine sehr weise Entscheidung - wie sich später noch herausstellen sollte.
Am Sonntag morgen habe ich die Metallsonde und eine kleine Gartenschaufel in meinen Rucksack gepackt. Der Rucksack war eine ehemaliges Werbegeschenk einer Brauerei und für den Detektor eigentlich viel zu klein, so daß das Gestänge oben herausschaute. Aber egal ich war im Schatzfiber und nun sollte es endlich losgehen.
Nach 2 Stunden Autofahrt war ich schließlich am Ziel. Das Auto habe ich am Friedhof meines ehemaligen Heimatortes abgestellt und bin dann durch einen herrlich kühlen Wald zum Fuß des Steinchesberges gelaufen. Auf dem Weg dorthin lief mir älterer Mann meines Dorfes über den Weg der mich aber nach all den Jahren nicht mehr erkannt hat.
Am Steinchesberg angekommen habe ich meine Metallsonde zusammengeschraubt. Erst dann fiel mir ein, dass ich den Kopfhörer zuhause gelassen hatte. Er hing noch dort wo ich ihn ausprobiert habe - an der Stereoanlage. Wie dumm!
Gott sei Dank hat der Detektor einen eingebauten Lautsprecher, so daß ich trotzdem direkt mit der Schatzsuche beginnen konnte.
Schon auf den ersten zwei Metern hatte ich ein starkes Signal. Vor Aufregung konnte ich kaum graben. War es etwas von dem Ritter? Vielleicht sein Dolch, den ich schon als Junge gesucht hatte? Um es kurz zu machen: Es war aber nur eine Hülse.
Ich war total enttäuscht. Aber ich habe weitergemacht und es kam noch eine Hülse und noch eine Hülse. Dann grub ich ein seltsames grünliches Metallstück aus. Wie sich später herausstellte war die mein erster antiker Fund, denn es war ein Bruchstück einer fast 4000 Jahre alten Bronzesichel.
Vor Ort habe ich das aber nicht registriert.
Nun hatte ich schon ein großes Stück des Berges abgesucht, die erhofften Funde waren bisher ausgeblieben. Ein wenig resigniert beschloss ich zunächst eine kleine Pause einzulegen.
Ich setzte mich auf einen Baumstumpf, holte etwas zu trinken und mein Brot hervor. Während ich so vor mich hin futterte habe ich mir die Gegend betrachtet. Welch ein schöner Tag war heute. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten munter vor sich hin. Gedankenversunken dachte ich an den Ritter. Beim Gedanken wie er ohne Kopf den Abhang hinunter gefallen sein könnte gruselte es mir und schreckte wieder auf.
Fortsetzung folgt...
Bearbeitet von Wallenstein, 19.09.2007 - 00:06.
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